Rolling Stones - der Kreis schließt sich

 

Von MICHAEL HERTEL

 

Meine erste Stones-Single bekam ich zum elften Geburtstag von einem Klassenkameraden geschenkt - "Get OFF OF My Cloud" - und war leicht enttäuscht: Die Band war schon die richtige. Aber eigentlich hatte ich auf dieses fetzige "Satisfaction" gehofft, das schon auf bestem Wege zur Generationen-Hymne war. Dabei hatte mir mein Freund Sigurd nur etwas besonders Gutes tun wollen, denn "Satisfaction" war im Dezember 1965 bereits ein halbes Jahr alt. Aber ich dachte noch nicht in den Kategorien eines sich ständig und atemberaubend erneuernden Musikmarktes.

    

Edel-Fan, Ron-Wood-Galerist und   

Museumsdirektor:

Uli Schröder aus Lüchow (Wendland)

Neuigkeiten von der Insel oder sonst woher brauchten damals nicht wie heute Minuten sondern Tage bis Wochen, bevor sie sich - wenn überhaupt - in deutschen Medien breit machten. Von deutschen Radiosendern gab es in (West-)Berlin mit "Schlager der Woche" (RIAS) und "SF-Beat" (SFB) nur zweimal die Woche je eine Stunde aktueller Musik zu hören. Ansonsten regierten im Radio Klassik, Oper und Operette, Tanzmusik und deutscher Schlager, und im Fernsehen nahm Mike Leckebuschs "Beat Club" gerade erst seinen Betrieb auf. Von der "Bravo" abgesehen, berichteten deutsche Presseorgane nur dann über Beat-Musik, wenn sich die Chance bot, den im "Gammler"-Look auftretenden, Krach machenden Langhaarigen ihren Böse-Buben-Stempel in den Köpfen der Nachkriegs(eltern-)generation mal wieder aufzufrischen. Da passte es natürlich ins Bild, dass eine rasend gewordene Anhängerschar nach dem Auftritt der Rolling Stones, den damals allerbösesten Buben der Zunft, am 15. September 1965 die West-Berliner Waldbühne kurzerhand zerlegte und 87 Verletzte zurückließ. Politik und Gesellschaft der Halbstadt standen tagelang unter Schock, und aus dem Osten kamen höhnische Kommentare. Das DDR-Zentralorgan der SED, "Neues Deutschland", verstieg sich gar zu der These, die Tumulte im Umfeld des Waldbühnen-Konzertes seien keinesfalls als spontane Auseinandersetzungen sondern vielmehr als fachmännisch inszenierte Massenhysterie einzustufen, um die Westberliner Jugend auf Kriegsschlachten (gegen den friedliebenden Sozialismus) vorzubereiten. Erst vier Jahre später konnte die zum Olympia-Gelände von 1936 gehörende Waldbühne wieder bespielt werden. Nur schüchtern - da um die Aussichtslosigkeit meines Anliegens wissend - hatte ich im Vorfeld eine Anfrage an meine Eltern gerichtet, dem Ereignis beiwohnen zu dürfen. Das Ansinnen war natürlich ungeheuerlich, die Realisierung scheiterte schon am Fehlen einer geeigneten (volljährigen) Begleitperson. Mein Vater hörte Glenn Miller.

 

Da hatte es der Lüchower Ulrich Schröder, Jahrgang 49, schon besser. Um entscheidende Jahre älter, ließen die Eltern den jungen Wendländer die Auftritte seiner Idole auf ihrer ersten Deutschland-Tour im September 1965 in Hamburg (Ernst-Merck-Halle) und Berlin miterleben. Das Feuer, das die Londoner bei Schröder entfachten, ist bis heute nicht erloschen. Im Äther suchte er damals ständig nach dem musikalischen Kick auf "Radio London" und dem Piratensender "Radio Caroline", und wenn die damals glorreichen Fünf irgendwo auftraten, investierte Schröder seine letzten Groschen, um dabei zu sein und Souvenirs zu hamstern. Bis heute brachte es der gelernte Bankkaufmann auf 163 von insgesamt rund 2000 Stones-Konzerten. In seiner Sammelleidenschaft begann Schröder dann auch Werke aus der Frühphase des Malers Ronald Wood zu kaufen (als diese noch erschwinglich waren), und über die Malerei bekam der Niedersachse schließlich Kontakt zum Künstler persönlich, der seit 1975 als Nachfolger für den zurückgetretenen Mick Taylor für die Stones Gitarre zupft. Heute ist Schröder nicht nur Ron Woods Galerist für Deutschland, Schweiz und Österreich sondern auch seit drei Jahren Eigentümer und Direktor des ersten und mutmaßlich einzigen Stones-Fan-Museum der Welt in seiner Heimatstadt Lüchow (rund 9400 Einwohner). Wer in dem - Entschuldigung: Kaff - eine Sammlung von Nichtigkeiten erwartet, wird eines Besseren belehrt: Schröder hat es - nicht zuletzt mit Hilfe eines 100.000-Euro-Zuschusses seiner Heimatstadt - tatsächlich vermocht, eine phantastische Sammlung zu einem bedeutenden Abschnitt der Musik- und Rockgeschichte zusammenzutragen. Das wissen inzwischen auch seine Idole selbst: Gerade hat er für sie den VIP-Backstage-Bereich beim Konzert im Züricher Letzigrundstadion (Eintritt: 2000 Euro) zu Woods 67. Geburtstag mit zahlreichen Lüchower Exponaten ausgestattet und hofft auf Besucher aus der musizierenden Viererbande (seit dem Ausscheiden von Bill Wyman, 77, im Jahr 1993) nach Ende der aktuellen Tournee. In Schröders Museum fühlt sich der Fan zuhause, kann alle Phasen der Bandgeschichte anhand zahlreicher professionell präsentierter Exponate nachvollziehen. Und wenn der Chef persönlich herumführt, braucht man nur noch ein Stichwort zu geben ...

 

Zum Beispiel das Stichwort "Härteste Band der Welt". Urheber dieses Bildes war zweifelsohne der einstige Stones-Manager Andrew Lo(o)g Oldham, der seine Truppe werbemäßig - und sehr erfolgreich - zum dunklen Gegenpart der Schwiegermutter-Typen aus Liverpool stilisierte. Mit der Wahrheit hatte dieses Bild wenig zu tun. Bei echten Stones-Fans ebenfalls nicht vergessen ist bis heute die Behauptung von Beatles-Frontman John Lennon, die Stones seien im Kopieren der "Fab Four" äußerst aktiv gewesen. Was das Musikalische betrifft, hatte bereits der 1969 unter nach wie vor ungeklärten Umständen zu Tode gekommene Ur-Stone Brian Jones die Kopier-Vorwürfe gekontert: "Da könnt ihr auch gleich sagen, wir machen die anderen Bands nach, weil wir Gitarre spielen." Abgesehen davon, dass nach Ansicht vieler Anhänger die besten Stones-Werke in einer Zeit (der "Mick-Taylor-Periode") entstanden, als die Beatles bereits musikalische Geschichte waren, unterscheiden sich die musikalischen Ergebnisse der vermeintlichen "Kopierarbeiten" doch erheblich von den angeblichen Vorlagen, vergleicht man zeitnah erschienene Alben wie "Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band" (Beatles, Juni 1967) mit "Their Satanic Majesties Request" (Rolling Stones, Dezember 1967), das "Weißes Album" (November 1968) mit "Beggar's Banquet" (Dezember 1968) oder "Abbey Road" (September 1969) und "Let It Bleed" (Dezember 1969).

 

"Härte" als Qualitätskriterium stand freilich im Mittelpunkt unserer Schulhof-Diskussionen mit den "bürgerlichen Weicheiern" (Schröder) von der Beatles-Fraktion. Dabei haben die Stones, die sich ursprünglich als Rythm-and-Blues-Formation verstanden, immer neben hartem Beat und Rock 'n' Roll zahlreiche eher leise musikalische Kleinodien wie "As Tears Go By" (1964/1966), "Blue Turns To Grey" (1964/1965), "Sittin' On A Fence" (1965/1967) oder "Back Street Girl" (1967) produziert. Bei letzterem scheint die Gruppe nicht allein der Ziehharmonika-Klänge wegen musikalisch auf den Spuren des großen Chansonniers Jacques Brel zu wandeln. Da bleibt von "Härte" nichts übrig. Und das ist gut so, meint Stones-Experte Uli Schröder: "Ich habe schon damals nicht nur Stones gehört sondern auch gute Musik anderer Gruppen anerkannt. Aber selbst wenn ich nur Stones hörte, fehlte mir nichts, denn die musikalische Bandbreite der Gruppe ist phänomenal."

 

Verantwortlich für diese musikalische Bandbreite waren in erster Linie die virtuosen Kompositionen der beiden heute 70-jährigen Mick Jagger und Keith Richards, die sich anfangs teilweise hinter dem Pseudonym "Nanker Phelge" verbargen, wenn weitere Bandmitglieder am Schöpfungsprozess beteiligt waren, und inzwischen als "Glimmer Twins" bekannt sind. Prägend aber waren auch Stimme und Stimmungen ihres alle überstrahlenden Frontmans Mick Jagger, dem als lebender Rock-Legende inzwischen selbst Songs gewidmet werden ("Moves like Jagger" - "Maroon 5", 2011). So zärtlich er einst sein "Back Street Girl" umschmeichelte, so diabolisch kotzt Jagger zwei Jahre später in "Monkey Man" ("Let it Bleed") den wilden Affen aus. Was man mag, bleibt Sache des Standpunktes: Wenn sich "King of Pop" Michael Jackson auf der Bühne lasziv in den Schritt griff, war das obszön. Wenn es Jagger tat, war es eben ein typischer Jagger.

 

Einen wichtigsten oder besten Song der Rolling Stones zu benennen, fällt bei dieser Bandbreite verständlicherweise schwer. Schröder: "Die Stones selbst haben sich dazu nie geäußert." Oberflächlich betrachtet, ist es natürlich "Satisfaction" als nach wie vor bekanntestes Stück, das den frühen Weltruhm der Gruppe begründete. Doch wer sich mit den Stones beschäftigt, wird ganz andere Titel nennen können. Titel, die teilweise nie in irgendwelchen Charts gelistet wurden, einige sogar selten oder gar nicht von ihren Schöpfern auf Bühnen gespielt: "Time Waits For No One" (1974) beispielsweise, eine großartige Hymne auf die Vergänglichkeit, "Winter" (1973) oder "Moonlight Mile" (1971) von ähnlich großartiger Musikalität, der Chorus-Höhepunkt "You Can't Always Get What You Want" (1969), das unverwüstlich-diabolische "Sympathy For The Devil" (1968) oder "Gimme Shelter" (1969), das durch den gleichnamigen Dokumentarfilm für immer mit dem schwärzesten Tag der Stones-Geschichte, dem 6. Dezember 1969 von Altamont*, assoziiert bleibt. Als Master-Code unter den Fans und treffende Überschrift zum umfangreichen Gesamtwerk von mehr als 400 Stücken fungiert jedoch "I was born in a Crossfire Hurricane", die erste Zeile von "Jumpin' Jack Flash" (1968). Dieser Song enthält alle Charakteristika der Gruppe: ein eingängiges musikalisches Thema, ein originelles, fein abgestimmtes Arrangement, den nötigen Härtegrad und einen anspruchsvoll bildhaft verschlüsselten Text.

 

Am 10. Juni wabern die großen Hymnen aus längst vergangenen Tagen noch einmal durch die romantische Murellenschlucht - 52 Jahre nach dem ersten öffentlichen Auftritt der Rolling Stones im Londoner "Marquee Jazz Club" (12. Juli 1962) in der Oxford Street und 49 Jahre nach der legendären Berliner Fanschlacht. "Verletzte" wird es dann vermutlich nur geben, wenn enthusiasmierte Anhänger ihrem fortgeschrittenen Alter Tribut zollen. Auch hämische Kommentare aus Richtung Osten sind nicht zu erwarten. Und das Beste: Diesmal werde ich dabei sein. Mein Gott, ich fang' jetzt schon an zu heulen!

 

* Beim "Altamont Free Concert" in Kalifornien wurde der afroamerikanische Zuhörer Meredith Hunter (18) von einem Mitglied der als Ordner-Truppe engagierten Hells Angels erstochen.

 

Ins Netz gestellt am 2.6. 2014; vom Autor freigegeben zur privaten (nicht kommerziellen) Nutzung/Verbreitung.

 

 

 

   


Meine besten 50 Singles

 

  1. Jumpin' Jack Flash (1968; auf LP: Through The Past, Darkly)

  2. Sympathy For The Devil (1968; Beggars Banquet)

  3. Gimme Shelter (1969; Let It Bleed)

  4. Satisfaction (1965; Out Of Our Heads)

  5. Time Waits For No-One (1974; It's Only Rock'n'Roll)

  6. You Can’t Always Get What You Want (1969; Let It Bleed)

  7. Street Fighting Man (1971; Beggars Banquet)

  8. Monkey Man (1969; Let It Bleed)

  9. The Lantern (1967; Their Satanic Majesties Request)

  10. Under My Thumb (1966; Aftermath)

  11. Dandelion (1967; Through The Past, Darkly)

  12. Winter (1973; It' Only Rock'n'Roll)

  13. Start Me Up (1981; Tattoo You)

  14. Can't You Hear Me Knocking (1971; Sticky Fingers)

  15. Blue Turns To Grey (1965; December's Children)

  16. Star Star (1973; Goat's Head Soup)

  17. Sway (1971; Sticky Fingers)

  18. Harlem Shuffle (1986; Dirty Work)

  19. Moonlight Mile (1971; Sticky Fingers)

  20. Tumbling Dice (1972; Exile On Main Street)

  21. Honkey Tonk Women (1969; Let It Bleed)

  22. Heart Of Stone (1965; The Rollings Stones, Now!)

  23. Out Of Time (1966; Aftermath)

  24. Get Off Of My Cloud (1965; December's Children)

  25. 19th Nervous Breakdown (1966; Big Hits...)

  26. Paint It Black (1966; Big Hits...)

  27. That’s How Strong My Love Is (1965; Out Of Our Heads)

  28. Brown Sugar (1971; Sticky Fingers)

  29. Bitch (1971; Sticky Fingers)

  30. Loving Cup (1972; Exile On Main Street)

  31. Angie (1973; Goat's Head Soup)

  32. Some Girls (1978; Some Girls)

  33. Beast Of Burden (1978; Some Girls)

  34. Waiting On A Friend (1981; Tattoo You)

  35. Mercy, Mercy (1965; Out Of Our Heads)

  36. Hitch Hike (1965; Out Of Our Heads)

  37. Back Street Girl (1967; Between The Buttons)

  38. Citadel (1967; Their Satanic Majesties Request)

  39. Come On (1963; Big Hits...)

  40. Wild Horses (1971; Sticky Fingers)

  41. Sister Morphine (1971; Sticky Fingers)

  42. It’s Only Rock ‘n’ Roll (But I Like It) (1974; It's Only Rock'n'Roll)

  43. Rock And A Hard Place (1989; Steel Wheels)

  44. Sittin’ On A Fence (1967; Through The Past, Darkly)

  45. As Tears Go By (1965; December's Children)

  46. Midnight Rambler (1969; Let It Bleed)

  47. Don't Stop (2002)

  48. Play With Fire (1965; Out Of Our Heads)

  49. Time Is On My Side (1964; The Rolling Stones No. 2)

  50. Lady Jane (1966; Aftermath)

 


 

  1. Biggest Mistake (2005; A Bigger Bang)

  2. Around And Around (1964; 12 x 5)

  3. Confessin’ The Blues (1964; 12 x 5)

  4. It’s All Over Now (1964; 12 x 5)

  5. If You Need Me (1964; 12 x 5)

  6. I’m Talkin’ About You (1965; December's Children)

  7. You Better Move On (1964; December's Children)

  8. Mother’s Little Helper (1966; Aftermath)

  9. Let’s Spend The Night Together (1967; Between The Buttons)

  10. Ruby Tuesday (1967; Between The Buttons)

  11. Sing This All Together (1967; Their Satanic Majesties Request)

  12. 2000 Man (1967; Their Satanic Majesties Request)

  13. In Another Land (1967; Their Satanic Majesties Request)

  14. She’s A Rainbow (1967; Their Satanic Majesties Request)

  15. 2000 Light Years From Home (1967; Their Satanic Majesties Request)

  16. Have You Seen Your Mother, Baby (1966; Big Hits...)

  17. Let It Bleed (1969; Let It Bleed)

  18. Love In Vain (1969; Let It Bleed)

  19. Far Away Eyes (1978; Some Girls)

  20. I’m Free (1965; Out Of Our Heads)

  21. Rocks Off (1972; Exile On Main Street)

  22. Happy (1972; Exile On Main Street)

  23. Let It Loose (1972; Exile On Main Street)

  24. Shine A Light (1972; Exile On Main Street)

  25. Dancing With Mister D. (1973; Goat's Head Soup)

  26. Dance Little Sister (1974; It's Only Rock'n'Roll)

  27. Miss You (1978; Some Girls)

  28. Undercover Of The Night (1983; Undercover)

  29. Streets Of Love (2005; A Bigger Bang)

  30. Not Fade Away (1964; England's Newest Hitmakers)

  31. Route 66 (1964; England's Newest Hitmakers)

  32. Little By Little (1964; England's Newest Hitmakers)

  33. Under The Boardwalk (1965; The Rolling Stones - No. 2)

  34. Oh Baby (We Got A Good Thing Goin’) (1965; The Rolling Stones, Now!)

  35. Down The Road Apiece (1965; The Rolling Stones, Now!)

  36. Little Red Rooster (1965; The Rolling Stones, Now!)

  37. She Said Yeah (1965; Out Of Our Heads)

  38. Cry To Me (1965; Out Of Our Heads)

  39. The Last Time (1965; Out Of Our Heads)

  40. Fool To Cry (1976; Black & Blue)

  41. Hot Stuff (1976; Black & Blue)

  42. Imagination (1978; Some Girls)

  43. Too Much Blood (1983; Undercover)

  44. One Hit (To The Body) (1986; Dirty Work)

  45. Continental Drift (1989; Steel Wheels)

  46. Out Of Tears (1994; Voodoo Lounge)

  47. Flip The Switch (1997; Bridges To Babylon)

  48. Already Over Me (1997; Bridges To Babylon)

  49. You Don’t Have To Mean It (1997; Bridges To Babylon)

  50. Let Me Down Slow (2005; A Bigger Bang)

 

 

Meine LP-Rangliste (nicht nur Studioalben)

 

 

 

1. Out Of Our Heads (1965)

 

2. Let It Bleed (1969)

 

3. Sticky Fingers (1971)

 

4. Their Satanic Majesties Request (1967)

 

5. Exile On Main Street (1972)

 

6. December's Children (1965)

 

7. Through The Past, Darkly (1969)

 

8. Some Girls (1978)

 

9. Goat's Head Soup (1973)

 

10. Big Hits - High Tide And Green Grass (1966)

 

10. Aftermath (1965)

 

12. 12 x 5 (1964)

 

13. It's Only Rock 'n' Roll (1974)

 

14. The Rolling Stones, Now! (1965)

 

14. A Bigger Bang (2005)

 

16. Between The Buttons (1967)

 

17. Beggar's Banquet (1968)

 

18. Tattoo You (1981)

 

19. England's Newest Hitmakers (1964)

 

19. Bridges To Babylon (1997)

 

21. The Rolling Stones No. 2 (1965)

 

21. Undercover (1983)

 

21. Dirty Work (1986)

 

21. Steel Wheels (1989)

 

25. Blck & Blue (1976)

 

25. Voodoo Lounge (1994)

 

 

 

 

 

Die Liste „Die 100 besten Stones-Songs“ basiert auf den (subjektiven) Eingruppierungen meiner Stones-LP-Hitliste. Bei dieser wurden nicht alle Veröffentlichungen berücksichtigt; so beispielsweise nicht „Metamorphosis“ (1975), eine Veröffentlichung von m. A. n. unterirdischer Qualität, für die

 

wohl eher Allen Klein als die Stones selbst Verantwortung trugen. Zahlreiche weitere Kompilationen sind ebenfalls nicht berücksichtigt, vorwiegend

 

deshalb, weil die betreffenden Songs bereits in den „Originalalben“ Berücksichtigung fanden. Schließlich wurden auch keine Live-Alben berücksichtigt.

 

In der Regel ist das Jahr der Erstveröffentlichung (des jeweiligen Songs bzw. des entsprechenden (Studio-)Albums) in Klammern genannt, unabhängig

 

von der Version (US oder UK). Ebenfalls noch nicht berücksichtigt ist das jüngste Album "Blue & Lonesome" - das muss sich bei mir erst mal setzen.

 

 

 

Die Ein- bzw. Abstufung sowohl der LP-Hitliste wie auch der Liste „Die 100 besten Stones-Songs“ ist absolut subjektiv und erfolgte nach folgendem Verfahren. Zunächst wurden die Songs in Kategorien (zwei bis fünf Sterne) eingruppiert. Sodann erfolgten für die Plätze 1 bis 50 innerhalb der jeweiligen Kategorie (beginnend mit 5 Sternen) entsprechende Abstufungen. Auf den Plätzen 51 bis 100 erfolgten die Einstufungen innerhalb gleicher Kategorien (3- oder 2 Sterne) in der zeitlichen Abfolge der Veröffentlichungen.

 

 

 

Durchschnittsberechnung: Songs der Platzierung 1-50 ca. 1971; 51-100 ca. 1974 (Interpretation: Unter meinen besten 50 Songs befinden sich mehr ältere als zwischen 51 und 100, oder anders gesagt: Die älteren Songs kommen bei mir besser weg als die „neueren“ (jüngeren).

 

 

 

 

 

 

 

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interessanten Stones-Buch

Meine Rezension Waldbühne 03.08.22

 

 

 

Ein heißer Tag in Berlin. Die Vorfreude riesig. Wir waren zu Dritt: meine Schwester Ursula, ihr Mann Hans und ich. Die Vorarbeit hatte Martina am Computer geleistet. Wenn andere längst aufgegeben haben, kriegt sie noch das, was sie wollte. In diesem Falle: drei Karten über eventim (darf gar nicht sagen, was die gekostet haben). Hans und Uschi wollten schon früh hin, um uns gute Plätze in der Waldbühne zu sichern. Der Block F war ziemlich gut, es war der zweite ansteigende Block leicht rechts von der Bühne. Als sie dort waren (ich glaube zwei Stunden vor dem Start) konnten sie noch locker drei Plätze in Reihe 5 des Blocks besetzen. Aber es war heiß, um die 35 Grad. Die Sonne knallte auf den Block. Gegen 18.30 kam ich mit der S-Bahn. Der Zug war ähnlich gut besetzt wie vor einem Hertha-Spiel. Habe gleich den ersten Eingang benutzt: Kein Warten, keine Hektik, die „Stewards“ freundlich. Das war was ganz anderes als dieses fürchterliche Chaos zwei Monate vorher am Münchener Olympiastadion, mit Riesenschlangen von drei Seiten (die Bayern sind ja bekanntlich Organisationsgenies, während die Berliner ja nichts auf die Reihe kriegen!!!). Und um noch einen drauf zu setzen: In München war die Tonqualität miserabel verzerrt; dagegen in der Waldbühne der Ton klar, und die Lautstärke wurde dann noch genau im richtigen Maß angepasst). Auf dem oberen Rundweg der Waldbühne gab es auch genügend Buden für Futter und Getränke. Selbst vor den Toiletten waren die Schlangen erträglich. Natürlich mit diversen Handy-Absprachen die Kumpels schnell gefunden. Eine Stunde musste man noch die gnadenlose Sonne aushalten, dann versteckte sie sich im Westen hinter hohen Bäumen. Und „unsere Jungs“ ließen sich nicht lange bitten wie noch 2014 an gleicher Stelle, wo sie sich bei ähnlichem Wetter erst gegen 21 Uhr sehen ließen: 19.45 standen sie diesmal auf der Matte, und unter dem Johlen der Menge ging sogar die übliche Ankündigung („Ladies and Gentlemen - the Rolling Stones“) unter. Vorher liefen Bilder von Charlie Watts über die elektronischen Leinwände. Mit „Street Fighting Man“ gings gleich in die Vollen. Und danach eine wohl noch nie so gespielte Set-List nach dem Motto: Die Stones treten ohne Vorankündigung in einem kleinen Club auf: dreimal hintereinander „Exile On Main Street“, sozusagen Stones für Eingefleischte („All down the line“, „Tumblin Dice“, „Rocks Off“), und dann zu meiner großen Freude ein ganz alter Schinken: „Out of time“ (Aftermath). Die meisten Besucher kannten es noch und sangen kräftig mit: „Baby, baby, baby you’re out of time“. Anschließend kam „Fool to Cry“ (Black and Blue), das war aber noch nie meins. Von mir aus hätten sie mit der Club-Atmo weiter machen können, z. B. „Blue turns to Grey“, „Under my thumb“, „Sittin on a fence“ oder „Backstreet Girl“. Aber wo wir schon mal beim Singen waren - Mick animierte das Publikum vor: „You can’t allways get what you want“. Beim letzten Mal in der Waldbühne, 2014, hatten sie das noch mit einem großen Frauenchor besetzt, aber der wurde nun durch das Publikum ersetzt, und alle waren gesangs- und textfest: „I saw her today at the reception, a glass of wine in her hand…“. Die ganze Waldbühne war super drauf, nicht nur die älteren Damen und Herren. Es waren eine ganze Menge junge Leute dabei, von denen auch viele mitsingen konnten. Da störte dann anschließend auch nicht das ansprechende, aber keineswegs hochklassige „Living in a Ghost Town“ - aber das musste dabei sein, schon wegen eines weiteren Weltrekordes der Stones: 52 Jahre nach dem letzten Nummer eins Hit („Jumpin’ Jack Flash“) in Deutschland wieder eine Nummer eins in den Charts. Dass dazwischen (bis zu Harlem Shuffle) sooooooooooo viele Super-Songs der Stones (viel zu viele, um sie hier aufzuzählen - siehe oben) nicht an die Chart-Spitze kamen sagt wenig über die Stones, aber viel über die Chart-Kriterien aus.

 

Ja, auch „Honky Tonk Women“ wurde anschließend gespielt, durfte ja nicht fehlen. Danach hatte Keith seinen obligatorischen Gesangsauftritt mit „You got the Silver“. Normalerweise freue ich mich, wenn der vorbei ist, weil die Stimme wirklich nicht dolle… Aber dann sang er auch noch „Happy“ (noch mal „Exile“), und das machte er ausgesprochen gut. Für die Statistik: „Miss You“ (das Publikum sang verzückt „Uh uuuuuuu…“). Dann „Midnight Rambler“, eines meiner Lieblingsstücke (darauf müsste man eigentlich gleich den „Monky Man“ raushauen). Wie immer wollte Mick das Publikum auf die Folter spannen, die Band machte mitten drin kürzere Ausflüge in andere Songs, der Dumme denkt, der Song sei zu ende, und dann kommt: „Well, you heard about the Boston - rrrrumms: It's not one of those….“ Von da an nur noch „Klassiker“: „Paint it Black“, „Start me up“ (ausnahmsweise mal nicht als Starter), „Gimme Shelter“ (mit Kriegsfotos im Hintergrund),

 

dann „Jumpin’ Jack Flash“:

 

I was born in a cross-fire hurricane

 

And I howled at my ma in the driving rain

 

But it's all right now, in fact, it's a gas

 

But it's all right. I'm Jumpin' Jack Flash It's a gas! Gas! Gas

 

 

 

Im Abgang hier live natürlich mehr als die siebenmal „Jumpin Jack Flash, it’s a gas“ vom Studio-Song. Leider wird live auch die großartige Keyboard-Kadenz am Schluss nie gespielt. Aber dafür hauten Keith und Ronny hier wie auch bei der Zugabe („Sympathy for the Devil“ und „Satisfaction“) heftig und immer wieder variierend (im Vergleich zu anderen Konzerten und den Studio-Versionen) in die Saiten. Ich muss immer daran denken, wie sich Keith technisch entwickelt hat, nachdem er doch in den Anfangsjahren noch im Schatten von Brian (was die Fähigkeiten an der Gitarre betraf) gestanden hatte. Und Ron: Von dem kann man wohl das Gleiche behaupten, was man immer Brian Jones zugeschrieben hatte: Er kann mit jedem Instrument etwas anfangen. Am Ende hatten die Jungs die Besucher in einen Rausch versetzt. Und ich glaube, die Bühne hat das auch gemerkt. Mick, dem früher kaum ein deutsches Wort über die Lippen kam, schwatzte vergnügt mit dem Publikum, animierte es und berichtete auch, dass dieses das 118.!!! Stones-Konzert in Deutschland war. Ich behaupte mal ganz frech, dass die Stones in keinem anderen Land eine solch große wie treue Fan-Gemeinde haben. Keith und Ron spulten nicht routiniert runter. Man merkte viel mehr, wie viel Spaß sie hatten - man merkte es an den großartigen Leistungen. Und auch die „zweite Reihe“ der Musiker fiel nicht ab (was nicht verwunderte, denn die Stones hatten immer ein Händchen für absolute Spitzenkräfte, es sei nur an Nicky Hopkins Bobby Keys erinnert). Für mich war das 22er Konzert in der Waldbühne der absolute Höhepunkt meines Stones-Fan-Daseins. Und ich stelle mir die bange Frage: Steht es am Ende einer Entwicklung, am Schluss eines Zeitalters, das in der Musik von den Rolling Stones geprägt wurde. Und es beginnt eine neue Zeit, politisch unsicher, und musikalisch ganz bestimmt nicht so hochwertig wie das, was wir seit 60 Jahren hören und erleben durften? Ist also „Jumpin Jack Flash“, der Song, der für mich wie kein anderer für die Rolling Stones steht, Ausdruck einer Epoche wie es der Kaiserwalzer von Strauss für das Habsburger Reich war? Dieses „Reich“ wird mit den Stones untergehen. Wir werden uns danach zurück sehnen.

 

Es kommen noch in den nächsten Tagen einige Fotos dazu